Kirchenfenster von Roland Litzenburger

Wer die modernen Kirchenfenster (1982/83) von Roland Peter Litzenburger betrachtet, dem werden sofort zwei Dinge in die Augen springen. Da ist einmal die Farbigkeit derselben. Die ganze Palette der Farbtöne unserer Welt scheint in ihnen auf. Das andere ist die Bewegung, die Dynamik, die sich durch den ganzen Fensterzyklus hindurchzieht.

Farbe ist Zeichen des Lebens. Was tot ist, besitzt keine Farbe mehr. Und wo Tod ist, da fehlt jede Dynamik. Farbe und Dynamik weisen uns also hin auf das Leben, besser noch auf den, der Leben gibt; den, der "Lebendigmacher" genannt wird, Gottes Heiliger Geist. So beten wir im Credo der Messe: "Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht..." Leben ist etwas sehr Vielfältiges. Es gibt körperliches, leibliches Leben, dem wir in der Natur auf Schritt und Tritt begegnen. Es gibt das Leben des Geistes, das sich in den zahllosen Zeugnissen der Gedanken, der Sprache, der Musik und der Kunst bezeugt. Und es gibt das geistliche Leben, das aus dem Glauben erwächst; für uns als Christen aus dem Glauben an Jesus Christus. Dieses geistliche Leben wird uns als Frucht seines Heilswerkes in den Sakramenten geschenkt. Von all diesen Formen des Lebens ist in diesen Fenstern die Rede. 

Vor allem ging es darum zu verdeutlichen, was ein Pfingstlied so formuliert: "Der Geist des Herrn erfüllt das All mit Sturm und Feuersgluten. Er krönt mit Jubel Berg und Tal, er lässt die Wasser fluten. Ganz überströmt von Glanz und Licht erhebt die Schöpfung ihr Gesicht, frohlockend: Halleluja."

Fenster zwischen dem Orgelprospekt

Die Klammer zwischen den Fenstern der Nord- und der Südseite ist das Fenster zwischen dem Orgelprospekt. Wie die Kreuzrose in den gotischen Domen schließt es den Kreis des Lebens, oder besser, führt es zur Quelle des Lebens. Die folgende Liedstrophe kann eine Verstehenshilfe geben:

"Der Geist des Herrn treibt Gottes Sohn, die Erde zu erlösen;
er stirbt, erhöht am Kreuzesthron, und bricht die Macht des Bösen. 
Als Sieger fährt er jauchzend heim und ruft den Geist,
dass jeder Keim aufbreche: Halleluja."

Da ist in der Mitte des Fensters das Dunkel des Violett, Zeichen der Buße. Dieses Violett wird aufgebrochen von einer roten Flamme, die die Form des Kreuzes hat. Karfreitag, Tag des blutigen Opfers, Tag der Versöhnung im Opfer Jesu Christi. "Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung." Die Flamme aber schwingt hinauf und zeigt den Sieg, die Auferstehung, die Befreiung aus allem Dunkel der Sünde und des Todes. Fortan triumphiert das unzerstörbare Leben in Jesus Christus.